Mittwoch, 28. April 2010

Recovery

Der Marathon ist schon über zwei Wochen her und langsam steigere ich das Lauftraining wieder. Nach der langen 18-wöchigen Vorbereitung auf den Marathon und den vier Vorbereitungs-wettkämpfen, habe ich jetzt zwei Gänge zurück geschalten. Die Woche nach dem Marathon bin ich erst am Samstag das erste Mal wieder gelaufen. Nur mal 7km um die Beine wieder an die Belastung zu gewöhnen. Letzte Woche dann 37km in 4 Einheiten und diese Woche sollten es etwas mehr als 40km werden.
Diese Recovery Phase tut mir physisch und psychisch gut. Die Zipperlein aus der Marathonvorbereitung sind beinahe alle weg und langsam kommt der Hunger auf das schnelle Laufen und die Wettkämpfe wieder.
Morgen will ich das schöne Wetter nutzen und mein geliebtes Rennrad wieder mal bewegen.

Dienstag, 13. April 2010

Zürich Marathon

Nun waren sie schon um die 18 Wochen Vorbereitungszeit. Der Winter war hart und hatte kein Erbarmen mit uns Läufern. Trotzdem konnte ich meine Vorbereitung relativ problemlos durchziehen. Bis auf ein paar Zipperlein und der einten oder anderen Einheit die ich ausfallen lassen musste, gab es keine speziellen Zwischenfälle.

So konnte es am Sonntagmorgen losgehen. Wiederum konnte ich die Gastfreundschaft meines Schwagers in Zürich nutzen und hatte so einen kurzen Weg bis zum Start. Nach zwei Scheiben Brot mit Honig und einem halben Liter Wasser machten wir uns zum Start. Der Himmel war stahlblau und der Thermometer zeigte 2° über Null. Klarer Fall, ich will heute eine neue PB, darum kurze Hose und Singlet. Beim Einlaufen einen Müllsack übergezogen, kam schon der erste blöde Spruch einer älteren Dame. „Ich wusste gar nicht, dass wir schon Juli haben?“, bemerkt diese schnippisch. „Ja die Schwachen leiden jetzt“, krebse ich zurück. Ausserdem kann es in der Schweiz auch im Juli kalt sein.

Wenig später stehe ich in meinem Startblock. Es dauert auch etwa nur eine halbe Minute bis ich über den Start laufe. Ziemlich schnell finde ich mein Marathontempo und kann schön gleichmässig laufen. Die Beine fühlen sich gut an und das Wetter ist beinahe perfekt. Nur der leichte Wind könnte noch unangenehm werden. Bevor wir die Stadt verlassen, sind noch einige Runden im inneren von Zürich zu absolvieren. Die Stimmung ist schon so früh am Morgen toll. Das spornt an, aber ich lasse mich nicht dazu verleiten schneller zu laufen. Nachdem wir uns auf den Weg Richtung Meilen machen, ist auch schon bald die ¼ Marathonmarke erreicht. Ich passiere diese in 47:37, also voll im Plan auf dem Weg zu einer Endzeit von 3:12. Ich wundere mich schon dass alles so perfekt läuft, als sich plötzlich meine Blase bemerkbar macht und mir signalisiert, dass ich dringend Kerosin abwerfen muss. Das ist mir jetzt bei einem Wettkampf noch nie passiert. Was soll‘s, schnell in die Büsche und weiter geht’s. Ich fühle mich merklich erleichtert und kann meine Pace problemlos und sehr konstant laufen. Auf dem langen Weg nach Meilen geht immer ein leichter Wind und ich versuche mich so gut wie möglich im Windschatten meiner Mitstreiter zu verstecken. Leider will sich nie so recht eine Gruppe bilden. Nach gut 15km nehme ich mein erstes Gel und spüle es an der nächsten Verpflegungsstelle runter. Unterdessen kommt uns die Spitzengruppe mit den Kenianischen Gazellen schon entgegen. Jeder Schritt 2 Meter oder so - beeindruckend. Schon bald erreiche ich die Halbmarathonmarke und gehe bei 1:35:35 durch. Perfektes Timing trotz Pinkelpause denke ich mir. Die Zeit vergeht im Fluge und ich kann mein Tempo ohne mich extrem konzentrieren oder quälen zu müssen wunderbar halten. In Meilen dann der Richtungswechsel und es geht zurück nach Zürich. Endlich bildet sich eine kleine Gruppe die gut harmoniert. Kilometer 25 ist passiert und ich nehme mein zweites Gel. Es geht gegen die 30km Marke zu und mir wird bewusst, dass ich im Training genau 1x30, 1x31 und 2x32 Kilometer gelaufen bin. Was soll jetzt dieser Gedanke frage ich mich? Nur nicht unterkriegen lassen, du bist stark und hast gut trainiert rede ich mir zu. Bei Kilometer 32 beginnt unsere Gruppe an Elementen zu verlieren und bald sind wir nur noch zu viert. Kommt dazu, dass wir so einen Spezialisten dabei haben, der bei jeder leichten bergab Passage das Tempo auf 4:20 bis 4:15/km erhöht. Ich bleibe aber Ruhig und laufe stets mein Tempo weiter und kann immer wieder aufschliessen. Unterdessen noch ein Gel – obwohl es eigentlich so spät gar nichts mehr bringt, aber der Kopf will.

Km 35 ist auch schon bald erreicht und unser bergab Spezialist geht in Rauch auf. Eine Sorge weniger denke ich mir. Ein weiterer Kilometer und wir sind noch zu zweit. Ich beschliesse mal zu fragen was mein Mitläufer im Sinne hat für eine Zeit zu laufen. Besser gesagt, ich frage ob er auch so um die 3:11 bis 3:12 laufen will. Er antwortet mir, dass 3:10 besser wäre. Klar ist das besser denke ich für mich stillschweigend – sicher – 2:59 wäre noch besser. Der Kollege erhöht auf 4:25 bis 4:20 und ich folge. Bei km 37 übernehme ich auch mal die Führung, aber merke schon bald, dass meine beiden Waden mit Krampfansätzen rebellieren wollen. Scheibenkleister, jetzt nur nicht überziehen.

Meinem Kompagnon geht es auch nicht viel besser. Er hat erste Krampfansätze im linken Oberschenkel. Na gut, Marathon ist kein Kindergeburtstag und wir beissen auf die Zähne. Bei km 39 sehe ich dann das erste Mal meine Frau mit unserem kleinen Sohnemann. Das gibt Kraft, aber die Waden bremsen die Euphorie gnadenlos. Ich habe langsam das Gefühl wie auf Eiern zu laufen und nicht mehr vom Fleck zu kommen, aber so kann man sich täuschen, denn das Tempo liegt immer noch zwischen 4:30 und 4:40. Wird wohl am Antikrampfoptimierten Laufstil liegen.

Km 41 ist vorbei und nochmals geht es an meinen Liebsten vorbei. Meine Frau feuert mich an und ich reisse mich zusammen. Ein Endspurt liegt nicht drin, aber ich versuche es trotzdem einige Male und immer wieder verliere ich gegen meine Waden. Auch so erreiche ich das Ziel und bin mit meiner Zeit von 3:11:37 super zufrieden. Dies bedeutet für mich eine Verbesserung von 11 Minuten.

Überglücklich hole ich mir meine Medaille und begebe mich zum Kleiderdepot.


30.03.2010

10.9km, HF 77%, 5:30, darin 8x100m strides

31.03.2010
12.7km, HF 78%, 4:57, darin 3x1600m mit 600m TP
Einlaufen zur Bahn und dann 3x1600 in 6:23, 6:20 und 6:28. Die Trabpausen dazwischen immer um die 3:30. Zum Teil mächtiger Wind und etwas Regen. Die letzte WIederholung war hart.
02.04.2010
8km, HF 66%, 5:36
Lockere Recovery Einheit
03.04.2010
19.1km, HF 68%, 5:18
Bewusst nicht so hart gelaufen, fühlte mich sehr gut

06.04.2010
10km, HF 77%, 5:39
Nach Monaten mit Eis und Schnee heute 20°C. Fühlte mich Scheisse...
07.04.2010
9.6km, HF 81%, 5:10, darin 3km im Marathontempo
Heute Generalprobe mit 3km im MRT. 4:30 bei einer HF von 87%... So werde ich den Sonntag nicht überleben.
09.04.2010
7km, HF 70%, 5:08, darin 3x100m strides
So wie heute muss es sein. Geht ja doch.
10.04.2010
4.2km, HF 67%, 5:36
Der Marathon kann kommen.
11.04.2010
42.195km, HF 83%, 4:32